Annette Güldenring
Über mich
Annette Güldenring
Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
Sexualmedizin
Supervisorin Sexualtherapie (DGFS)
Gründerin und ehemalige Leiterin der Transgenderambulanz am Westküstenklinikum im schleswig holsteinischen Heide
Trägerin des Waltraud-Schiffels-Ehrenpreis.
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Was sich durch Umdenken verändern lässt
Annette Güldenring
Jeder Mensch hat ein einzigartiges und über die Lebensspanne dynamisches geschlechtliches Empfinden. Ein Geschlecht zu haben, ist nichts Besonderes. Aber jedes Geschlecht ist in seiner Einzigartigkeit etwas sehr Besonderes. Leider es ist keine Selbstverständlichkeit, geschlechtlich so frei leben zu dürfen, wie es aus dem Empfinden ruft und bittet. Dieses Rufen unterdrücken zu müssen tut uns Menschen nicht gut – im individuell unterschiedlichen Maße. Für manche ist das Streben nach geschlechtlicher Entfaltung bitterer Ernst, existentiell bedeutsam und psychisch qualvoll: geschlechtsinkongruent vereinsamt im eigenen Sosein, im Denken, Fühlen und Tun mit der zunehmenden Erkenntnis, sich selbst verfehlt zu haben und den Erwartungen der anderen zu viel Macht eingeräumt zu haben.
In mir ist auf meinem Lebensweg die Überzeugung gereift, dass der Begriff Geschlecht und so, wie wir ihn benützen, verschlissen ist und auf den Schuttabladeplatz der Zeit gehört. Er tut den Menschen nicht gut und schürt Spaltung und Streit. Gendervariante Menschen tragen die Last, dieser Kulturepoche abfordern, sich von dem traditionellen Begriff Geschlecht zu lösen und zu erforschen, was es darüber hinaus gibt. Ich glaube, wenn es uns gelingt, diesen Prozess besonnen und friedlich zu führen, können wir alle davon profitieren.
WSF Preisverleihung 2022
Annette Güldenring
Annette Güldenring erhielt 2022 den Ehrenpreis des Waltraud-Schiffels Fonds für ihr langjähriges Engagement für trans* Personen. In der Rede blickt sie zurück auf eine Zeit, in der die meisten trans* Menschen sich noch nicht nach außen getraut haben. Anhand ihres eigenen Werdegangs schildert sie auch wie schwierig und schmerzhaft der Weg zum eigenen Ich oft war.
Ein Kampf gegen Windmühlen, der mir endlos Kraft und Verzicht auf Lebensqualität abgefordert hat. Trotz massiver Angriffe und Morddrohungen gegen mich, habe ich niemals aufgegeben. Bereits 1980 begriff ich, dass die Medizin, die sich in ihrer Selbstüberschätzung als Definitionsinstanz über gesundes und krankes Geschlecht erklärt hatte, nicht im Geringsten in der Lage war, geschlechtliche Varianz in ihrem wunderbaren Sein und besonderen Lebenslagen wertschätzend und entwicklungsfördernd begegnen zu können. Und da begann mein Aufbäumen, das sich bald darauf fokussierte, das traditionelle Denken in der Medizin über Geschlecht und seine varianten Ausdrucksformen anzugreifen. Ich habe in der Medizin unermüdlich um Zuhören und differenziertes Nachdenken gebeten, darauf gepocht, eine offene und wertschätzende Wahrnehmung geschlechtlicher Vielfalt zu lernen. Mein Ziel war es immer, eine Brücke zwischen trans Personen und der Medizin zu bauen und Vertrauen zu schaffen. Vielleicht ist es mir gelungen, an der Ebnung dieses Weges meinen Anteil geleistet zu haben. Das würde mich stolz und zufrieden machen. Die Stationen dieses Weges sind auf dieser Webseite tabellarisch skizziert.
Meine Lebensaufgabe war und ist es, dieser Welt die Auseinandersetzung mit geschlechtlicher Vielfalt nicht zu ersparen. Ein Kampf gegen Windmühlen, der mir endlos Kraft und Verzicht auf Lebensqualität abgefordert hat. Trotz massiver Angriffe und Morddrohungen gegen mich, habe ich niemals aufgegeben. Bereits 1980 begriff ich, dass die Medizin, die sich in ihrer Selbstüberschätzung als Definitionsinstanz über gesundes und krankes Geschlecht erklärt hatte, nicht im Geringsten in der Lage war, geschlechtliche Varianz in ihrem wunderbaren Sein und besonderen Lebenslagen wertschätzend und entwicklungsfördernd begegnen zu können. Und da begann mein Aufbäumen, das sich bald darauf fokussierte, das traditionelle Denken in der Medizin über Geschlecht und seine varianten Ausdrucksformen anzugreifen. Ich habe in der Medizin unermüdlich um Zuhören und differenziertes Nachdenken gebeten, darauf gepocht, eine offene und wertschätzende Wahrnehmung geschlechtlicher Vielfalt zu lernen. Mein Ziel war es immer, eine Brücke zwischen trans Personen und der Medizin zu bauen und Vertrauen zu schaffen. Vielleicht ist es mir gelungen, an der Ebnung dieses Weges meinen Anteil geleistet zu haben. Das würde mich stolz und zufrieden machen. Die Stationen dieses Weges sind auf dieser Webseite tabellarisch skizziert.
IST DAS NORMAL / TRANS UND GENDER
"Man hielt uns für abartig, pervers und krank"
Ein Gespräch über Leid, Verunsicherung, falsche Diagnosen und die womöglich zu große Bedeutung der Medizin, wenn es um Geschlechtsidentität geht. 16. Januar 2023 | ZEIT Online